Eine Kollaboration.
Analoge Werke von Bertram Schrettl aka Bertram Schrecklich digital bearbeitet.
"Die Werke sind Teil meiner jüngsten Serie „Was bleibt ist alles nichts, für niemand“, die ich im Herbst 2020 während des 2. Covid19 Lockdowns gefertigt habe.
Eine zentrale Erfahrung, die maßgeblichen Anteil am Entstehungsprozess dieser Bilder hatte, erfuhr ich damals an einem sonnigen Herbsttag. Ich befand mich gerade zu Fuß am Nachhauseweg als die Sonne langsam hinter einem nahen Gebirge unterging und den leicht bewölkten Himmel in unterschiedlichste, weiche Farben tunkte. Von dotter- über goldgelb, orange, rosa, pink bis hin zu hellblau und lila erstrahlte der Himmel, während sich die die Silhouetten der Bauwerke dunkel davor abhoben. So vollkommen befreit von Lebewesen herrschte eine friedliche, um nicht zu sagen andächtige Stimmung.
So oder so ähnlich würden außerirdische Besucher den Planeten vorfinden, wenn die Menschheit keine Lösung für die dringlichen Probleme der Zivilisation finden und somit kein Leben mehr möglich wäre.
Trotz des düsteren Gedanken genoss ich die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages auf meinem Gesicht, sowie auch die Stille und Einsamkeit. Bald darauf schauderte mir allerdings davor, schließlich waren etliche Menschenleben von der Ursache dieses Lockdowns, der zu diesem andächtigen Moment führte, gefordert worden. Bei der Analyse meiner Emotionen stellte ich fest, dass das Licht und die Farben hauptsächlich für mein paradoxes Empfinden verantwortlich waren. Das Licht und die Farben ließen diesen Höhepunkt der Pandemie, harmonisch erscheinen.
Die Hintergründe meiner Werke habe ich diesem Licht nachempfunden, indem ich Kartonbögen mit Acrylsprays in unterschiedlichen Pastelltönen grundierte. Klare Schnitte zwischen den einzelnen Farben sollen Lichtstrahlen, Lichtreflexionen und meteorologische Phänomene in einer vergifteten Umwelt, gleichermaßen darstellen. Ich nutzte dazu unterschiedliche Formen als Schablonen.
Mit dieser Serie wollte ich eine Art von unbehaglicher Wonne, oder Glücksgefühl das im Halse stecken bleibt, wiedergeben. Die Pastelltöne sollen in ihrem harmonischen Zusammenspiel diese trügerische, friedliche Stille illustrieren, die mich befällt, sobald ich mich an den erwähnte Herbsttag erinnere.
Die Motive im Vordergrund sind ausschließlich Objekte und Bauwerke, die durch Menschenhand geschaffen wurden. Künstlich aus extrem widerstandsfähigen Baustoffen erzeugt, sind sie dafür prädestiniert nach einer ökologischen Apokalypse, in der weder Pflanzen noch Tiere fortbestehen könnten, als letzte stille Zeugen unserer Zivilisation langsam zu Staub zu zerfallen."
(Bertram Schrettl)
Februar 2022